Moll: Musik – Albumreview

Moll von Maximilian Payer

Songwriter-Poesie der schönsten Art von Moll

Schlicht und ergreifend „Musik“ heißt das Debütalbum der österreichischen Band Moll. Aber was ist das nur für eine edle Songwriter-Indie-Pop-Musik, die uns das Wiener Quartett, bestehend aus Gitarrist und Sänger Lukas Meschik, Gitarrist Sebastian Kierner, Bassist Max Payer und Schlagzeuger Simon Schenk-Mair hier anbietet! Songwriter Lukas Meschik ist kein Unbekannter im Sounds & Books-Metier. Drei Alben hat er mit seiner Indie-Band Filou veröffentlicht, sechs Roman- und Erzählbände sind von ihm ebenfalls erschienen. Sogar beim prestigeträchtigen Wettlesen um den Bachmannpreis im letzten Jahr war ihm ein Auftritt vergönnt.

Die Moll-Melancholie

Moll Musik Cover Problembär Records

Einen passenderen Namen für sein neues musikalisches Projekt hätte sich Lukas Meschik kaum ausdenken können. In schönste Melancholie gekleidet sind fast alle der insgesamt vierzehn auf „Musik“ enthaltenen Songs. Bands wie Chaplin, Element Of Crime (selbstverständlich) und Isolation Berlin (wenn sie schwermütig sind) fallen einem als Reverenz ein. Aber auch Songwriter wie Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen stehen dem Moll-Kosmos nahe. Und wann lässt sich die Melancholie am besten genießen? Im Herbst, gewiss. Im „Musik“-Opener „Herbst“ macht sich Lukas Meschik so seine  Gedanken, „wie es weitergeht, was aus mir werden soll“. Als Texter fallen ihm einige Möglichkeiten ein: „Wortklauber“, „Komma-Nazi“, „Silbenzimmerer“, „Sätzedrechsler“, „Seitenwechsler“, „Missversteher“, „Schutzpatron der Übersehenen“, und auf den „Strich-Punkt-Strich“-Gehen könnte er auch noch.

Indie-Popsensibilität mit Hit-Ambitionen

Meschik erweist sich nicht nur als ein gewitzter, sondern zudem selbstironischer Songwriter, was ihn umso sympathischer macht. Einigen Songs verleiht er mit seiner Band eine gewisse Indie-Popsensibilität mit Hit-Ambitionen. Im nachdenklichen und von perlenden Gitarrenlicks dominierten „Moonwalk“ zum Beispiel. Oder im vergleichsweise rockig-swingenden, bei Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten „Mannequin“. In „Ich lieb dich ja (Ich halt dich nur nicht aus)“ treffen Moll gar noch einen aparten wie ansteckenden Indie-Country-Rock’n’Roll-Twang. Geschmeidig, behutsam und höchst filigran gehen Moll mit ihren Kompositionen um und verneigen sich sogar vor Marcel Proust („Die verlorene Zeit nach der Suche“). Songwriter-Poesie der schönsten Art. Könnte man stundenlang zuhören.

„Musik“ von Moll erscheint am 20.03.2020 bei Problembär Records / Rough Trade. (Beitragsbild von Maximilian Payer)

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